Nimm das Gute in dich auf

Die Kraft des Guten: Lass‘ positive Erfahrungen dein Gehirn verändern

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Positive Neuroplastizität

bedeutet mit dem Geist zu arbeiten und zu lernen, tägliche positive Erfahrungen in bleibende innere Stärken zu verwandeln. Ich persönlich finde, dass dies jede und jeder lernen sollte, denn unser Gehirn hat von Natur aus eine Vorliebe für das Negative, die sogenannte Negativitätstendenz oder auch „Negativity Bias“ des Gehirns genannt.
Woher kommt diese „Vorliebe“ für das Negative? Die Antwort liegt in unserer evolutionären Geschichte begründet. Unsere Vorfahren mussten sich über Millionen von Jahren hinweg vor Gefahren schützen und immer auf der Hut sein, da die Fähigkeit zur schnellen Erkennung von Gefahrensituationen das Überleben von Generation zu Generation sicherte.

Die Macht des Negativen

Studien haben gezeigt, dass wir viel schneller aus schmerzhaften Erfahrungen als aus angenehmen lernen. Schmerzhafte Erlebnisse bleiben besser in unserer Erinnerung haften als freudige. Das Gehirn ist sozusagen wie ein Klettverschluss für „Schlechtes“ und Teflon für „Gutes“. So kommt es, dass es in zwischenmenschlichen Beziehungen in der Regel fünf positive Interaktionen erfordert, um eine negative auszugleichen. Ebenfalls ist die Negativitätstendenz des Gehirns ein wesentlicher Grund dafür, warum unsere Welt von so vielen negativen Schlagzeilen, Kriegen, Stress und Sorgen geprägt ist.

Fragen wir uns selbst: Woran erinnern wir uns eher – an die vielen kleinen positiven Momente oder an das was am Tag schlecht gelaufen ist? Die Negativitätstendenz unseres Gehirns führt dazu, dass wir uns oft schlechter fühlen, als es die Realität rechtfertigt. Sie macht uns ängstlicher, gereizter und kann sogar zu Depressionen führen.


Die Veränderung durch das Gute

Doch es gibt Hoffnung! Wir können dieser Negativtendenz unseres Gehirns entgegenwirken, indem wir uns absichtsvoll dem Guten zuwenden –„gut“ im Sinn dessen, was uns glücklicher macht und uns und anderen nützt. Auf diese Weise können wir positive Erfahrungen in unsere implizite Erinnerung integrieren, anstatt sie einfach vorbeiziehen zu lassen.

So geht’s: Die Kunst, das Gute aufzunehmen

  • Schritt 1: Das Gute wahrnehmen und sich davon berühren lassen

Beginne damit, nach guten Tatsachen Ausschau zu halten. Dies können einfache Dinge des Alltags sein, oft unscheinbar, aber dennoch real und für dich bedeutsam: Ein Kompliment, der Abschluss einer Email (oder eines Blogbeitrags 🙂 ), ein Spaziergang im Wald, der Anblick einer Blume oder eine schöne Erinnerung. Egal, was es ist, es geht darum, dass wir uns auch gut fühlen.1 

 

Oft geschieht etwas Gutes, jemand ist freundlich, ein Ziel wurde erreicht, wir wissen das, aber wir fühlen es nicht. Lass dich ab jetzt vom Guten berühren und das möglichst viele Male am Tag.

 

  • Schritt 2: Die Erfahrung genießen

Oft nehmen wir positive Erfahrungen nur oberflächlich wahr. Versuche, dich für 10 (oder mehr) Sekunden bewusst auf die Erfahrung einzulassen. Lass‘ dich von ihr erfüllen und bleibe in diesem Moment präsent. Je länger und intensiver wir eine positive Erfahrung in unserer Aufmerksamkeit halten, desto stärker wird die Spur, die sie in unserem Gehirn hinterlässt, denn „Neurons that fire togehter wire together“ (Beitrag Nr. 1 Einführung). Konzentriere dich darauf, was für dich an der Erfahrung lohnend ist, was angenehm oder bedeutsam ist, dies sind weitere Möglichkeiten, mit der du die Installation der Erfahrung als dauerhafte Veränderung in deinem Gehirn förderst.

 

  • Schritt 3: Die Erfahrung vertiefen

Es gibt unterschiedliche Vorgehensweisen, um die Erfahrung zu vertiefen. Für manche kann es ein warmes Gefühl in der Brust sein, andere stellen sich vor, wie etwas Wertvolles in die Schatzkiste ihres Herzens gelegt wird oder eine warme Tasse Kakao sich in ihrem Inneren ausbreitet. Wieder andere visualisieren, wie sich die betreffenden neuronalen Verbindungen im Gehirn verstärken. Probier‘ es einfach aus, welche Methode bei dir wirkt. Wichtig ist, dass du dir ein paar Sekunden Zeit nimmst, die positive Erfahrung in dich aufzunehmen und sie in deinem Inneren zu spüren, so gut wie es geht.

 

Die Kraft des Positiven nutzen

Jedes Mal, wenn du das tust, wird es für sich genommen nur eine kleine Veränderung bewirken. Aber mit der Zeit werden sich diese kleinen Veränderungen summieren und nach und nach positive Erfahrungen in die Struktur deines Gehirns und deines ganzen Wesens weben. So können wir uns dem Guten zuwenden und positive Erfahrungen bewusst in unser Leben integrieren und die Negativitätstendenz unseres Gehirns überwinden.

 

Probiere es aus!

Nimm‘ dir einen Tag lang vor: Heute werde ich ein halbes Dutzend Male versuchen für einen Atemzug oder zwei, drei oder länger das Gute aufzunehmen!  Wenn ich etwas Gutes erfahre, werde ich innehalten und bei dieser Erfahrung bleiben, sie in meinem Körper spüren und mich darauf konzentrieren, was lohnend, angenehm und bedeutsam für mich ist.  

Und wenn du das nur ein halbes Dutzend Mal machst, schau, wo du am Ende des Tages stehst und wie dieser Tag anders ist als der vorherige Tag. Und dann kannst du am folgenden

 

1  Es könnte sein, so wie es bei mir anfänglich war, dass es einen Widerstand gibt, die positive Erfahrung zu spüren. Vielleicht  denkst du, dass du es nicht verdienst oder es egoistisch sei, Freude zu empfinden, gerade in diesen Zeiten, wo es so vielen Menschen in der Welt so viel schlechter geht. Es ist auch möglich, dass du befürchtest, dass sich etwas Unangenehmes ereignen könnte, wenn du dich gut fühlst. In diesen Momenten ist es wichtig, deinen Fokus wieder auf die gute Tatsache zu lenken. Öffne dich für die gute Tatsache, atme tief durch, entspanne dich und erlaube es, dass sie ihre positive Wirkung in dir entfaltet. Es gleicht dem Genießen einer leckeren Mahlzeit, für die du dir Zeit nimmst: Lass dich davon erfüllen und schmecke das Gute und Leckere in vollen Zügen.

 

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